Brief vom 2. Oktober 1773, von Sulzer, J. G. an Haller, A. v.

Ort: Berlin
Datum: 2. Oktober 1773

Agréez, Monsieur, mes remercimens sincères pour la bonté que Vous avez eu, de m'assister de vos conseils dans la double affaire pour laquelle je me suis trouvé dans la necessité de vous incommoder. Je crois comme Vous, que Mr. Carrard seroit un sujet propre pour ma place et je lui écris pour entrer en negociation, en Vous priant de lui faire parvenir ma lettre.

L'affaire de Mr. Meckel donne lieu à bien des intrigues, et c'est la raison pourquoi elle n'est pas decidée. Ce n'est que depuis hier qu'on est convenu de proposer au Roi Mr. Lobstein. Un de ses frères qui est actuellement ici croit pouvoir assurer qu'il acceptera la place. Elle est importante pour un homme qui aime l'anatomie, par le grand nombre de cadavres qu'il peut dissequer, et très avantageuse par le revenu qui y est attaché. Mr. Meckel l'a fait valoir passé deux mille Risdal. quoique les appointemens ne soyent que de 600. Si Mr. Lobstein refuse, on proposera Mr. Naubauer. Au reste Mr. L’Academie m'a chargée de vous remercier en son nom, de la complaisance que Vous avez eu, de l'assister de vos conseils. Votre lettre n'est pas sortie de mes mains, j'ai lû l'article à un committé secret de l’Academie, sans en donner copie, et j'espère qu'on sera discret.

Je suivrois volontiers votre conseil de passer l'hiver à Naples, si je n'étois pas lié par plus d'un lien. Cependant si je vis encore un an et que vers l'automne de l'année prochaine, j'aye encore assez de force pour un tel voyage, je ne prévois rien qui pourroit alors m'empecher de tenter ce dernier remede.

Quoique je ne sois point en liaison avec Mr. Nicolai, je ne manquerai sûrement pas de lui parler et je l'aurois deja fait, si j'avois pû rentrer en ville plutôt. Je n'y suis que depuis hier et Nicolai est actuellement à Leipsic.

Oserois-je encore Vous faire une Demande. Le Duc de Courlande va établir à Mitau un College Academique sur un plan tout nouveau. Il y manque encore un professeur d'histoire naturelle qui doit être enseignée là dans un double but. 1°. Pour donner de bons principes à ceux qui se proposent d'en faire un jour leur étude principale. 2°. Pour donner à ceux qui se vouent aux affaires de finances et d'économie, les connoissances necessaires des trois regnes de la nature et des principes sur lesquels se fonde la theorie de la culture, et du parti qu'on peut tirer des productions d'un pais. On offre des conditions honnetes, 300 Ducats d'appointement et même d'avantage, si l'on trouve un sujet superieur. Si Vous connoissez quelqu'un qu'on pourroit proposer, Vous m'obligeriez beaucoup de me le nommer. J'ai l'honneur d'être avec une éstime et un attachement sincère Monsieur

Votre très devoué servit.
JGSulzer

à Berlin ce 2 d'Octobre 1773.

Überlieferung

H: BJ rec.ms.1421.196.

Anschrift

a Monsieur| Monsieur de Haller, Membre du Conseil souverain de la Rep. de Berne, President de la S. R. des Sciences de Göttingue p.| Berne.

Lesarten

d'un lien
d'un lieu

Übersetzung

Lassen Sie mich, mein Herr, Ihnen aufrichtig für die Gütigkeit danken, mit der Sie mir Ihren Rat in der zweifachen Sache, für die ich Sie zu stören genötigt wurde, erteilt haben. Ich bin, wie Sie, der Meinung, dass Herr Carrard eine für meine Stelle geeignete Person wäre, und ich schreibe ihm, um die Verhandlungen einzuleiten, wozu ich Sie bitte, ihm meinen Brief zukommen zu lassen. Die Geschichte um Herrn Meckel hat viele Intrigen veranlasst, deswegen ist sie bisher nicht entschieden. Erst seit gestern ist man darin übereingekommen, dem König Herrn Lobstein vorzuschlagen. Einer seiner Brüder, der jetzt hier ist, will behaupten können, dass dieser die Stelle annehmen wird. Sie ist für einen Mann, der der Anatomie zugeneigt ist, bedeutend wegen der großen Anzahl an Leichen, die er sezieren kann, und sehr vorteilhaft wegen des mit ihr verbundenen Einkommens. Herr Meckel hat ihr den Wert von über 2000 Reichstaler verliehen, obwohl die Bezüge nur 600 betragen. Wenn Herr Lobstein sie ablehnt, werden wir Herrn Naubauer vorschlagen. Übrigens hat mir, Herr, die Akademie aufgetragen, Ihnen in ihrem Namen für die Gefälligkeit zu danken, die Sie hatten ihr mit Ihren Ratschlägen beizustehen. Ihren Brief habe ich nicht aus den Händen gelassen, ich habe den betreffenden Artikel vor einem geheimen Beirat der Akademie vorgelesen ohne ihr eine Abschrift zu geben, und ich hoffe dass man vertraulich damit umgeht. Gerne würde ich Ihrem Rat folgen, den Winter in Neapel zu verbringen, wenn ich nicht an mehr an einer Fessel gebunden wäre. Wenn ich jedoch ein Jahr länger lebe und um den Herbst nächsten Jahres noch genug Lebenskraft für eine solche Reise habe, sehe ich im Voraus nichts, was mich an der Probe dieses letzten Heilmittels hindern könnte. Obwohl ich mit Herrn Nicolai nicht in Verbindung stehe, werde ich nicht fehlen, ihn zu sprechen, und würde es bereits getan haben, wenn ich früher in die Stadt zurückgekehrt wäre. Erst seit gestern bin ich wieder hier und Nicolai ist zurzeit in Leipzig. Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen: Der Herzog von Kurland wird in Mitau ein akademisches Kollegium nach einem ganz neuen Plan gründen. Dabei fehlt noch ein Professor für Naturgeschichte, die dort in zweierlei Absichten unterrichtet werden soll. Erstens um denenjenigen, die daraus später ihr Hauptstudium machen wollen, gute Grundsätze davon zu geben. Zweitens um denenjenigen, die sich für die Finanzen und die Wirtschaft entscheiden, die nötigen Kenntnisse der drei Reiche der Natur und der Prinzipien, auf denen sich die Theorie der Kultur gründet, sowie des Vorteils der aus den Produktionen eines Landes gezogen werden kann, zu geben. Es werden angemessene Bedingungen geboten, 300 Dukaten Gehalt und noch mehr, wenn man eine höher qualifizierte Person findet. Wenn Sie jemanden kennen, den man vorschlagen könnte, würden Sie mich sehr zu Dank verpflichten, ihn mir zu nennen. Ich habe die Ehre, mit Hochachtung und aufrichtiger Zuneigung, mein Herr, zu sein| Ihr sehr gehorsamer Diener| JGSulzer Berlin, diesen 2. Oktober 1773.

Stellenkommentar

Mr. Carrard
Benjamin-Samuel-Georges Carrard.
L'affaire de Mr. Meckel
Der Anatom und Mediziner Johann Friedrich Meckel d. Ä., der 1773 erkrankt von seinen Ämtern zurücktreten musste und für den eine Nachfolge gesucht wurde.
Mr. Lobstein
Johann Friedrich Lobstein.
passer l'hiver à Naples
Wegen seines chronischen Lungenleidens dachte Sulzer schon länger daran, eine Reise in den Süden Europas zu unternehmen und dort die Winter zu verbringen. Allerdings reist er erst 1775/76 nach Südfrankreich und Norditalien.
Mr. Nicolai
Friedrich Nicolai.
Le Duc de Courlande va établir à Mitau un College Academique
Peter von Biron, Herzog von Kurland, hatte Sulzer mit der Einrichtung eines Gymnasiums in Mitau betraut. Vgl. Sulzers Entwurf der Einrichtung, des von Sr. Hochfürstl. Durchlaucht, dem Herzoge von Curland in Mitau neugestifteten Gymnasii Academici, der ohne Verfasser- und Ortsangabe 1773 und nochmals 1774 in Mitau erschien. Vgl. dazu Caflisch-Schnetzler Pädagogik und Kommunikation 2014.

Bearbeitung

Transkription: Baptiste Baumann
Kommentar: Baptiste Baumann, Jana Kittelmann