Brief nach dem 3. März 1768, von Sulzer, J. G. an Lavater, J. C.

Ort: Berlin
Datum: nach dem 3. März 1768

An Herrn Lavater.

Mein lieber Lavater. Vergönnen Sie mir, daß ich auch eine thräne über den Verlust unsers Heßen, unter die ihrigen mische. Was für schöne Hoffnungen sind uns mit ihm dahin!

Hr. Müller ist nun völlig in seinem Amt eingeseßen. So ganz ist er deßen noch nicht gewohnt, aber ich hoffe, er werde es werden. Izt wird es ihm wol thun, wenn seine dortigen Freünde ihn in der Hoffnung unterhalten, daß er mit der Zeit mit seinem Vaterland wieder wird ausgesehnt werden.

Ich umarme Sie von Herzen.

JGSulzer

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Überlieferung

H: ZB, FA Lav Ms 528.

Stellenkommentar

Verlust unsers Heßen
Felix Hess, der am 3. März 1768 gestorben war. Hess, ein Großneffe Bodmers, geboren 1742, schloss sein Theologiestudium im März 1763 ab und reiste unmittelbar danach mit seinen Studienfreunden J. C. Lavater und J. H. Füssli in Begleitung von Sulzer nach Berlin und Barth. Hess, der schon früh als ein vielversprechender Theologe erkannt wurde, starb vier Jahre nach seiner Rückkehr nach Zürich.
Hr. Müller
Christoph Heinrich Müller (oder Myller) war 1767 wegen seines politischen Pamphlets Bauren-Gespräch aus Zürich verbannt worden und nach Preußen geflüchtet. Sulzer vermittelte ihm im selben Jahr eine Stelle als Lehrer für Philosophie am Joachimsthalschen Gymnasium.

Bearbeitung

Kommentar: Jana Kittelmann