Brief vom 28. Juni 1767, von Sulzer, J. G. an Veltheim, F. A. v.

Ort: Berlin
Datum: 28. Juni 1767

Hochwolgebohrner, Hochgeehrter Herr.

Meiner Schuldigkeit gemäß übersende hiebey die Bezahlung für die überschikte Sämereyen, wovon doch verschiedenes bereits gut aufgegangen ist. Ich möchte mal wißen, ob man aus London könnte eine etwas beträchtliche Quantität Saamen von der rothen Ceder bekommen. Ich liebe diesen Baum vorzüglich, weil er meinen Boden vorzüglich zu lieben scheinet. Es thut mir leid, daß auch ihre Baumschulen von der Kälte gelitten haben, wie wol es einiger maaßen ein trost für mich ist. Der kalte Frühling hat bald mehr geschadet, als der strenge Winter. Leztere hat mir so gar einen Laurus cerasus der schon seit einigen Jahren des Winters allezeit in einem Gewächshaus ist aufbehalten worden, im freyen Land Leben laßen. So gar finde ich einen Granaten Baum, der im freyen zur Probe überwintert hat noch grün, ob er gleich noch nicht ausgeschlagen hat, welches auch mit der Kethmia Arabica geschehen ist. Sie können mir einmal was angenehmes Schreiben als die Versicherung des geneigten Andenkens, welches des Hrn. Hofrichters Hochwolgeb. für mich behalten. Ich habe die Ehre zu verharren.

E Hochedelg. Ergebenster Dr JGSulzer

Berl. d 28 Juny 67.

Überlieferung

H: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Rep. Harbke, H 95, Nr. 1860, Bl. 170. E: Kittelmann Botanisches und gartenbauliches Wissen in Sulzers (Brief-)Werk 2018

Stellenkommentar

von der rothen Ceder
Virginische Rotzeder.
ihre Baumschulen von der Kälte
Vgl. zu Kälteperioden des 18. Jahrhunderts: Pfaff Ueber die strengen Winter 1809, 114–115.
Laurus cerasus
Lorbeerkirsche, ursprünglich aus Kleinasien stammend.
Kethmia Arabica
Hibiskus.

Bearbeitung

Transkription: Jana Kittelmann
Kommentar: Jana Kittelmann